„Selbstbestimmt im Alter leben“ – diesen Wunsch hört man häufig.
Beim Thema Digitalisierung bewegt sich in den letzten Monaten gerade auch in der Pflegebranche extrem viel. Pflegekräfte probieren neue Lösungen aus und zeigen sich mutig und offen. Warum wir diesen Schwung unbedingt gemeinsam nutzen sollten und wie wir unserem Ziel der Selbstbestimmung auch im hohen Alter einen Schritt näher kommen können. Ein Kommentar dazu von Christoph Gukelberger.
04/2020 – Selbstbestimmt im Alter leben!?
Ein selbstbestimmtes Leben im Alter führen? Wenn Sie bis ins hohe Alter körperlich und psychisch fit oder relativ fit sind, bleibt die Selbstbestimmung keine leere Phrase, sondern ist möglich und Teil Ihres Alltags. Dann sind das Pflegen sozialer Kontakte, Ausflüge unternehmen oder selber Einkaufen gehen, aber auch die eigene Nutzung von Telefonen oder Musikanlagen möglich. Für Menschen, die stark auf fremde Hilfe angewiesen sind, wird die Sache schnell sehr viel schwieriger.
Was kann eine Pflegeeinrichtung tun, um das Streben nach Selbstbestimmung zu unterstützen und ein würdevolles Leben auch im Alter zu ermöglichen? Wie ist ein Höchstmaß an individueller Gestaltung möglich, wenn der Pflegealltag oft so wenig Raum lässt? Dafür braucht es Einfühlungsvermögen und kreative Ideen sowie Zeit, um Fragen zu stellen: Was wünschen Sie sich? Was haben Sie für Bedürfnisse, damit Ihr Alltag Freude bringt?
Mir ist bewusst, dass das sehr viel von den Einrichtungen und den Pflegekräften fordert, aber mehr Selbstbestimmung in Pflegeeinrichtungen ist möglich und ich beobachte einen positiven Wandel zu mehr Lebensqualität in der stationären Pflege. Dabei sind gestaltbare Unterbringungsmöglichkeiten, flexible Essenszeiten, eigenständig verstellbare Pflegebetten nur einige der Möglichkeiten. Andere sind verstärkt digitale Lösungen zu nutzen und damit soziale Kommunikation, das Einkaufen oder viele anderen Services im Alltag zu ermöglichen. Hier den Zugang für ältere Menschen zu erleichtern ist die zentrale Aufgabe. Dafür müssen diese Angebote von der Pflegeeinrichtung zur Verfügung gestellt und verständlich gemacht werden. Das kostet viel Zeit und Kraft, aber kann so bereichernd sein für den Alltag im Pflegeheim.
Digitalisierung kann den Wunsch “selbstbestimmt im Alter leben” unterstützen, gerade wenn man physisch eingeschränkt ist. Und das ist eine wahnsinnig spannende Entwicklung. Natürlich werden digitale Lösungen die persönliche Interaktion und die Pflegearbeit niemals ersetzen können. Das ist auch nicht das Ziel. Aber sie sind ein weiterer Baustein zu mehr Selbstbestimmung und sie können Pflegekräften viel Zeit einsparen und zahlen so ebenfalls direkt auf die Lebensqualität der Pflegebedürftigen ein.
Die letzten Monate haben deutlich gezeigt, dass sich etwas tut – weit mehr, als man es sich noch Anfang des Jahres ausmahlen hätte können. Sehr viele Pflegeeinrichtungen beschäftigen sich pro-aktiv, mutig und offen mit digitalen Lösungen und testen diese – trotz des aktuell wieder erhöhten zeitlichen Aufwands durch die Umsetzung der Hygienekonzepte. Das ist beeindruckend. Wenn wir es schaffen, diesen Schwung mit zu nehmen und uns im nächsten Schritt noch mehr gemeinsam inhaltlich und gestalterisch mit dem Thema Digitalisierung in der Pflege beschäftigen, dann bin ich mir sicher, dass wir schon sehr bald eine große Verbesserung der Lebensqualität in stationären Einrichtungen erreichen. Nicht nur durch die eingesetzten Lösungen, sondern vor allen Dingen dadurch, dass Zeit im Pflegeteam gewonnen wird und es wieder mehr um die wahre Pflege am Menschen gehen kann.
All das scheint leicht gesagt, wenn man nicht direkt im Pflegealltag drin steckt, aber ich wünsche mir eine Offenheit digitalen Lösungen gegenüber. Ich wünsche es mir für die Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind und auch für mich im Alter. Als sozialer Unternehmer ist meine Motivation genau dieses Bedürfnis: Menschen im Alter ein bisschen mehr Selbstbestimmung geben. Einen Service zu entwickeln, der im kleinen Rahmen und in Würde eigene Entscheidungen und Wünsche ermöglicht.
Bleiben Sie im Dialog!
Herzlichst,
Ihr Christoph Gukelberger
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