Ein Interview mit Manuela Müller (Fachberaterin bei PAUL HARTMANN)
Der Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Hautintegrität“, der in 2024 von den Alten- und Pflegeheimen umzusetzen ist, beschreibt Hautveränderungen sowie deren Prävention und Behandlung. Welche Produkte sich für die Vorbeugung und die Pflege betroffener Haut eignen, das erläutert Manuela Müller, Fachberaterin bei PAUL HARTMANN im Interview.
Frau Müller – Diese Jahr tritt bekanntlich der im letzten Jahr veröffentlichte Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Hautintegrität“ in Kraft. Um welche Hautirritationen geht es?
Vier Hautveränderungen werden im Expertenstandard beschrieben. Die am häufigsten vorkommende Hautveränderung (ca. 50 Prozent der an Inkontinenz erkrankten Bewohner*innen in Alten- und Pflegeheimen sind davon betroffen) ist die Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD). Diese entsteht durch längeren Kontakt der Hautoberfläche mit Urin und/oder Stuhl. Die drei weiteren Veränderungen sind Xerosis Cutis, SkinTears und Intertrigo. Die trockene Haut, die durch leichte bis starke Schuppung, Juckreiz und Entzündungen gekennzeichnet ist, wird als Xerosis Cutis bezeichnet. Traumatische Einrisse der Haut, die besonders bei fragiler, dünner Haut im Alter auftreten, werden als SkinTears bezeichnet. Kontinuierliche Reibung in Verbindung mit Feuchtigkeit in Hautfalten verursacht eine irritative Kontaktdermatitis, die als Intertrigo bekannt ist.
Sowohl Wasser als auch Seife ist in den genannten Fällen problematisch, aber warum?
Der natürliche Säureschutzmantel der Haut hat einen pH-Wert von 4–6. Damit wird die Haut vor Bakterien geschützt, die mit ihr in Berührung kommen. Hinzu kommt der natürliche Prozess der Hautalterung, der die Ursache für den schwächer werdenden Schutzmantel ist. Zudem nimmt im fortgeschrittenen Alter die Fähigkeit der Zellerneuerung ab. Eine verminderte Schutzfunktion der reifen Haut erleichtert es so Bakterien und Pilzen in die Haut einzudringen und Entzündungen zu verursachen.
Durchgeführte Waschgänge mit Wasser und Seife trocknen unsere Haut zusätzlich aus, wodurch die natürliche Schutzfunktion des Säureschutzmantels reduziert wird. Dies verstärkt sich bei Personen, die von Inkontinenz betroffen sind, denn ein unkontrollierbarer Harnabgang setzt den Intimbereich einer feuchten und alkalischen Umgebung aus. Dies birgt ein Risiko für Hautreizungen und Infektionen, da es dem Säureschutzmantel der Haut schadet. Es ist also notwendig diesem entgegenzuwirken und die reife Haut auch bei der Verwendung von absorbierenden Inkontinenz-Produkten trocken sowie den pH-Wert der Haut auf pH-5,5 zu halten. Nur so kann der Säureschutzmantel erhalten werden und dem Risiko von Hautreizungen und Entzündungen vorgebeugt werden.
Welche Lösungen für Waschen ohne Wasser und pH-Neutralität bieten Sie an?
Das Reinigungssortiment von MoliCare Skin bietet Produkte, die eine gründliche sowie sanfte Reinigung der beanspruchten Haut ohne Wasser ermöglichen und die Haut und ihre natürliche Schutzfunktion bewahren.
Für von Harninkontinenz betroffene Bewohner*innen eignen sich die MoliCare Skin Feuchtpflegetücher. Diese bieten eine schonende Reinigung des Intimbereichs. Sie enthalten eine milde Waschsubstanz, neutralisieren Gerüche und unterstützen den hauteigenen Schutzmechanismus. Eine Kombination aus den MoliCare Skin Feuchtpflegetüchern sowie dem MoliCare Skin Reinigungsschaum empfiehlt sich bei einer Stuhl- oder Urin- und Stuhlinkontinenz. Dabei wird zunächst der Schaum auf die verunreinigte Körperpartie aufgetragen. Im Anschluss können mit Hilfe eines Feuchtpflegetuchs die Rückstände der Verunreinigung entfernt werden und das ohne starken Druck oder Reiben, um die Haut so wenig als möglich zu belasten.
Die MoliCare Skin Waschhandschuhe wurden für die ganzheitliche Körper- und Intimreinigung entwickelt. Diese ersetzen ein Bad oder eine Dusche, da sie ohne Wasser verwendet werden können. Die acht Waschhandschuhe pro Packung sind je für eine Partie des Körpers bestimmt ist. Besonders für den Gebrauch bei bettlägerigen Personen bieten die Waschhandschuhe eine Lösung, die sowohl für die Pflegenden als auch für die Bewohner*innen zeitsparend und komfortabel ist, da nicht mit Wasser nachgewaschen werden muss. Zur Steigerung des Komforts können die Waschhandschuhe in der Mikrowelle erwärmt werden oder gekühlt zum Einsatz kommen.
Einfach gesagt, dass Waschen mit möglichst wenig oder ohne Wasser sowie die pH-Hautneutralität der Pflegeprodukte ist wichtig und wird im neuen Expertenstandard empfohlen.