Hier stellen wir Menschen und Geschichten aus der Pflege vor, die inspirieren und einen Einblick in die Welt der Pflege geben, dieses Mal mit Thomas Hinz. Sein Weg zur Pflegebranche ist ungewöhnlich. Im Interview erzählt er von seiner beruflichen Transformation vom Motorsport zur Altenpflege, warum er als Pflegeinfluencer auf die Wichtigkeit der Pflegearbeit aufmerksam machen will und warum Digitalisierung auch für die Pflege wichtig ist.
Wie könnte man einer gesamten Branche mehr dienen als durch die Förderung des Nachwuchses.
Thomas Hinz
BL: Wie sind Sie zum Pflegeberuf gekommen?
Thomas Hinz: Ich habe meinen Zivildienst im St. Barbara Altenheim in Duisburg gemacht. Es waren neun Monate, in denen ich die Pflegearbeit kennen und schätzen gelernt, jedoch zunächst als berufliche Option noch nicht in Erwägung gezogen hatte. Danach entschied ich mich für den Einstieg in eine Agentur, die ihre Schwerpunkte auf die mediale Begleitung von Motorsport-Veranstaltungen gelegt hatte. Damals, im Alter von 20 Jahren, ein Traumberuf. Doch je länger ich dieser Tätigkeit nachging, desto mehr spürte ich, dass mich der Job nicht ausfüllte. Ich erinnerte mich an die Erlebnisse während meines Zivildienstes. Ich recherchierte, las viel über die Ausbildung zum Altenpfleger und über Entwicklungsmöglichkeiten. Zeitgleich absolvierte ich eine zweitägige Hospitation in einer Pflegeeinrichtung der Stella Vitalis, um mir selbst ein Bild zu machen. Alles schien zu passen, also kündigte ich meinen Job, begann meine dreijährige Ausbildung und bestand mein Examen.
BL: Was hat Sie bewogen, einen Branchenwechsel und damit verbunden auch eine Lebensveränderung vorzunehmen?
Thomas Hinz: Nicht nur mein damaliger Job war der Grund für meinen Berufswechsel, sondern auch Erfahrungen im privaten Umfeld mit den Themen „Altern und Pflegebedürftigkeit“. Die Fragen „Wieso war man nicht auf eine solche Situation vorbereitet und wieso hat man sich nicht früher mit dem Thema auseinandergesetzt?“ haben dazu geführt, dass ich beruflich nochmal von vorne angefangen habe. Ich war stolz, mich als Pflegekraft sinnstiftend einbringen zu können, wollte aber mehr für den Beruf tun. Und wie könnte man einer gesamten Branche mehr dienen als durch die Förderung des Nachwuchses. So entschied ich mich schon sehr früh für die Weiterbildung zum Praxisanleiter für Pflegeberufe, worauf ich derzeit mit meinem berufsbegleitenden Studium aufbaue.
Wir als Arbeitgeber müssen uns beweisen, uns als Arbeitgeber der Zukunft hervortun.
Thomas Hinz
BL: Was wollen Sie in und für die Pflegebranche erreichen und wie machen Sie auf Ihre Themen aufmerksam?
Thomas Hinz: Wir brauchen mehr Pflegekräfte, wenn wir auch in Zukunft eine angemessene Versorgung von Pflegebedürftigen gewährleisten wollen. Wir brauchen dazu eine Verbesserung der Rahmenbedingungen und mehr Auszubildende. Um mehr Auszubildende zu gewinnen, benötigt es Aufklärung. Denn das Image der Altenpflege ist leider noch stark stigmatisiert. Dass aber eine Entscheidung für den Pflegeberuf eine Entscheidung für eine Karriere mit Entwicklungsmöglichkeiten sein kann, zeige ich auf meinem Instagram-Kanal @care.4.promotion. Hier kann man mich auf berufliche Termine begleiten und die Stationen meiner Entwicklung verfolgen.
Gleichzeitig setzen wir bei meinem Träger auf Aufklärung direkt an unseren Standorten. Wir wollen den Nachwuchs für uns begeistern. Wir präsentieren uns bei allen Gelegenheiten: Tag der offenen Tür, auf Job-Börsen, Ausbildungsmessen, leisten Aufklärung in weiterführenden Schulen. Immer häufiger haben wir Grundschulklassen zu Gast. Wir wollen früh Berührungsängste nehmen, indem bei Gesellschaftsspielen zwischen Senioren und Kindern Brücken gebaut und ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten erzeugt wird.
BL: Wie sehen Sie die Zukunft der Pflege?
Thomas Hinz: Die demographische Entwicklung sorgt dafür, dass es zukünftig immer mehr pflegebedürftige Menschen geben wird, während der pflegende Nachwuchs ausbleibt. Auf diese Tatsache müssen wir uns einstellen. Das braucht Aufklärung, entsprechend müssen wir unser Engagement für neue Auszubildende kontinuierlich ausbauen. Darüber hinaus müssen wir uns auch als Arbeitgeber an die sich verändernde Situation anpassen. Die Zeiten, in denen sich Auszubildende während der Ausbildung bemühen mussten, um möglicherweise übernommen zu werden, sind vorbei. Im Gegenteil: Wir als Arbeitgeber müssen uns beweisen, uns als Arbeitgeber der Zukunft hervortun.
Außerdem ist die Zukunft digital. Die Digitalisierung wird die Arbeit von Pflegekräften nie ersetzen können, aber sie kann unterstützen und entlasten.
Thomas Hinz ist gelernter Altenpfleger und hat die Arbeit mit pflegebedürftigen Menschen von Grund auf kennengelernt. Nach einer Weiterbildung zur Praxisanleitung leitet er mittlerweile die Abteilung für Ausbildungsentwicklung beim Träger Stella Vitalis.
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